Ein Performance Projekt
Frühjahr 2021

Mit dem Performance-Projekt wollen wir nicht nur sprichwörtlich Räume für Menschen und verschiedene Lebenswelten schaffen, wir haben einen realen Raum gebaut und die verschiedensten Menschen zu uns eingeladen. So entstand die Late-Night-Hannibal-Show mit Hannibal Kayali. Weiße Wände, weiße Stühle - nicht mehr und nicht weniger stellen wir den Menschen zur Verfügung, die zu uns kommen. Wer sind sie, wo kommen sie her, wo wollen sie hin? Gemeinsam haben wir den Raum mit verschiedensten Geschichten und Erlebnissen gefüllt, mit Gegenständen, die den Personen was bedeuten und die ihren Alltag bestimmen.

Hannibal Kayali: Als ich 6 Jahre alt war und in Syrien zur Schule ging, stand ich morgens auf, sang in der Schule beim Appell die Nationalhymne, grüßte „unseren“ Führer, die Partei und das Land und wünschte ein sozialistisches Leben für alle Völker der Welt. Gleichzeitig verfluchten wir die Juden und Israel. Die Mörder, die Landräuber. Doch ich muss gestehen, ich habe in Syrien nie einen Juden getroffen. Sie sind nach Israel gegangen oder in andere jüdische Diasporas. Waren wir vielleicht ein Grund dafür?

Als ich das erste mal in meinem Leben einen Juden kennengelernt habe, da musste ich feststellen, er war wie ich. Er dachte wie ich über die jeweiligen Regierungen, er aß Hummus und Falafel, trank Arak. Er war sogar Halal, wie ich.

Warum also hassen sich die Juden und Muslime sogar bei uns in Düsseldorf so sehr. Niemand klaut hier voneinander, niemand greift den Anderen an. Hier gibt es keine Mauer, die die Menschen voneinander trennen. Keine Straßenpatrouillien, die nur wegen Religion Menschen anhalten. Niemand schmeißt Steine aufeinander. Wir alle befinden uns unter dem Schirm der Gesellschaft. Gleichzeit erstarken rechte Parteien in aller Welt. Faschistische Tendenzen treten auf. Nazis greifen Juden und Muslime an, denn für sie gehört keiner der beiden Gruppen dazu.

Das Kollektiv hat es sich zur Aufgabe gemacht Menschen unter einem Dach zusammen zu bringen. Kulturen zu vermitteln, auch wenn sie andere Namen haben. In Zeiten, in denen versucht wird, Juden und Muslime auszuschließen aus der Gesellschaft, müssen sie näher zusammenrücken. Differenzen überwinden. Ängste und Hass hinter sich lassen und den Anderen kennenlernen und schätzen lernen.

Zu Gast sind:
- Emil Hosh
- EviN
- Ray Boom
- Amy Frega

Moderation: Hannibal Kayali
Sidekick: Caro Baum
Dramaturgie: Christine Brinkmann
Regie: Alexander Steindorf
Videobeiträge: Cornelius Schaper
Ton- & Medientechnik: Finn Fox

Veranstalter*innen: Kollektiv "Ein Raum - viele Leben". In Kooperation mit dem zakk. Mit freundlicher Unterstützung NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.